Siedlungsgeschichte der Region


Der Raum diente über Jahrhunderte als offener Kornspeicher des Klosters und im 19. Jahrhundert als Lagerraum der Garnison. Seit der Museumsgründung sind hier Exponate über die Domgeschichte und die archäologischen Funde der Region ausgestellt. Die neu gestaltete Dauerausstellung „Nichts ist so beständig wie der Wandel“ kann seit Juni 2021 besichtigt werden. Sie dokumentiert in 12 Themen die Siedlungsgeschichte in Altmark, Prignitz und Havelland von ihren Anfängen in der Steinzeit über die Kolonisation im Mittelalter bis zur Industrialisierung der Neuzeit. Die Gestaltung der Dauerausstellung wurde durch das Land Sachsen-Anhalt gefördert.

 

Abteilung Siedlungsgeschichte

Themen der Ausstellung

  • Nichts ist so beständig wie der Wandel – Die Landstriche Altmark, Prignitz und Havelland
  • Jäger, Sammler, erste Bauern – Steinzeit 8. bis 2. Jt. v. Chr.
  • Bauern und Metallhandwerker – Bronzezeit 2. Jt. bis 8.Jh. v. Chr.
  • Semnonen und Langobarden – Germanenzeit 6. Jh. v. Chr. bis 7. Jh.
  • Linonen, Dossanen, Heveller – Slawenzeit 7. bis 13. Jh.
  • Mit Kreuz und Schwert – Sachsen und Slawen 9. bis 13. Jh.
  • Eine Hufe Ackerland – Kolonisation und Landesausbau 13. bis 15. Jh.
  • Kapellen, Kirchen, Klöster – Kirchenbau 12. bis 16. Jh.
  • Mauern, Tore, Türme – Städte und Burgen 12. bis 14. Jh.
  • Schutzbrief, Pogrom, Erinnerung – Jüdisches Leben 13. bis 20. Jh.
  • Pest, Krieg, Kolonisation – Wüstungen und Neusiedlung 14. bis 18. Jh.
  • Industriezeit auf dem Lande – Verkehr und Bauboom 19. bis 20. Jh.

 

Die ältesten eindeutigen Spuren von Jägern und Sammlern stammen aus der mittleren Steinzeit, die hier etwa 8000 v. Chr. einsetzte. Zahlreiche Funde aus der Bronze- und Eisenzeit bezeugen eine immer dichter werdende Besiedlung. In der zum nordischen Kulturbereich gehörenden Region bildeten sich Stämme der Langobarden und Semnonen, zum elbgermanischen Stamm der Sweben gehörig, heraus. In der Völkerwanderungszeit im 4./5. Jh. n.Chr. zogen sie nach Süden und wurden unter anderem an Main und Donau ansässig. Slawen siedelten sich im Land an Elbe und Havel an. Die Grenze zwischen Slawen und westlich lebenden Sachsen bildete hauptsächlich die Elbe.

Deutsche Herrscher bemühten sich rund 400 Jahre das slawische Gebiet östlich der Elbe zu erobern. Für die Christianisierung der Slawen wurden Bistümer gegründet. Endgültig erobert war das Gebiet erst mit einem Kreuzzug gegen die Slawen im Jahre 1147.

Anschließend setzte der mittelalterliche Landesausbau, verbunden mit Wanderungen von Siedlern nach Osten ein. In das bis dahin dünn besiedelte Slawengebiet kamen vor allem Flamen, Holländer, Friesen und Rheinländer. Sie gründeten Dörfer und Städte, bauten Deiche, entwässerten Sümpfe, rodeten Wälder und machten das Land fruchtbar. Die meisten Städte entwickelten sich neben bestehenden Burgen als Kaufmanns- und Gewerbesiedlungen und unterhielten Beziehungen zur Hanse.
Klimatische Verschlechterungen und damit einhergehende Missernten, Hungersnöte und Seuchen machten sich ab dem 14. Jh. immer mehr bemerkbar. Durch den Dreißigjährigen Krieg verödeten weite Landstriche. Etwa die Hälfte der bis um 1300 gegründeten Orte wurde verlassen und wüst. Um die entvölkerte Regionen wieder zu beleben, wurden erneut Siedler angeworben.
Die Zeit der Industrialisierung verlief in der Region eher bescheiden. Typisch waren Nahrungs- und Textilbetriebe, Sägewerke, Ziegeleien, Werften, Maschinen- und Konservenfabriken. Nur wenige Städte entwickelten sich zu mittleren Wirtschaftsstandorten. Wichtigste Transportwege unserer Region waren über Jahrhunderte die schiffbaren Flüsse Elbe und Havel. Mitte des 19. Jh. hielt die Eisenbahn Einzug. Den größten Zuzug von Menschen seit dem Mittelalter erlebte die Region durch Flüchtlinge und Vertriebene nach dem zweiten Weltkrieg. Der gegenwärtige allgemeine Bevölkerungsrückgang macht sich in der ländlichen Region durch die Abwanderung junger Menschen sehr stark bemerkbar.